«Michael Ringier und mich verbindet eine langjährige Freundschaft. Ich habe eine tiefe Sympathie für ihn und seine Familie, gepaart mit Wertschätzung. Er ist eine der grosszügigsten und weitsichtigsten Persönlichkeiten, die ich kennen lernen durfte.» Ringier-CEO Marc Walder
In Deutschland sollen Betreiber von Suchmaschinen wie Google in Zukunft Geld an Presseverlage zahlen müssen, wenn sie systematisch Zeitungsartikel ins Internet stellen. Jetzt fordern auch Verleger in der Schweiz eine «Lex Google». Zu ihnen gehört Marc Walder, 47, der nach einer steilen Karriere vom Journalisten bis zum CEO seit April dieses Jahres den Medienkonzern Ringier führt. Angesichts sinkender Leser- und Werbeumsatzzahlen muss er eine Digitalisierung der hauseigenen Medien erreichen. Das allerdings ist nicht seine einzige Baustelle: Nach dem abrupten Abgang von Karsten Witzmann beim «SonntagsBlick» wird spekuliert, wie lange «Blick»-Chefredaktor Ralph Grosse-Bley noch an der Spitze bleiben wird. Neuland betritt Marc Walder im Fernsehgeschäft: Mit dem neuen Sender Energy-TV will er Junge und Frauen vor den Bildschirm locken.
Die «Financial Times Deutschland» macht wie die «Frankfurter Rundschau» dicht, in Grossbritannien werden 100 Zeitungen unter einem Dach zusammengelegt. Ist dies das oft prognostizierte Ende der Zeitungen?
Die beiden Zeitungen waren zeitlebens finanziell notleidend, dies vorab. In der Krise erwischt es die Schwachen zuerst. Aber klar: Das wirtschaftliche Umfeld ist brutal. Auch in der Schweiz sind die Zahlen ernüchternd. «Blick» hat im 10-Jahres-Vergleich 35 Prozent an Auflage verloren, die NZZ
30 Prozent und der «Tages-Anzeiger» 20 Prozent.
Werden in der Schweiz weitere Zeitungen sterben?
Wir hatten in der Schweiz 1960 über 350 Titel, heute sind es noch 194. Es werden weitere Zeitungen verschwinden, weil viele Titel rote Zahlen schreiben. Die schwächere Konjunktur wird diesen Prozess 2013 rasant verstärken. Überleben werden nur grosse Zeitungen und kleine Nischenpublikationen.
Die Zahl der Leser sinkt, obwohl die Zeitungen besser werden.
Das Problem ist nicht die Qualität der Zeitungen, sondern die Digitalisierung der Informationen. Konsumenten investieren mehr Zeit in die digitalen Medien, die aber viel weniger abwerfen: Ein Leser bringt siebenmal mehr ein als ein User.
Sie jammern ja richtig. Es gibt ausser der Landwirtschaft keine Branche, die mehr klagt als die Verleger.
Ich jammere nicht. Ich halte nüchtern fest: Die Medienbranche steckt im radikalsten Umbruch ihrer Geschichte. Die Zahlen bestätigen das lediglich.
Wer soll denn noch an Zeitungen glauben, wenn selbst Verleger und CEOs das Totenlied anstimmen? In einer komplexeren Welt werden doch starke Inhalte und glaubwürdige Marken noch viel wichtiger.
Sie haben recht: Kraft und Wichtigkeit von gutem Journalismus werden zunehmen in Zeiten dieses digitalen Informationsgewitters, das da auf uns alle niederprasselt. Ich glaube an die Medienbranche – aber ich sehe gigantischen Margendruck.
Den Kapitalfehler haben doch die Verleger selbst gemacht, indem sie ihre wertvollen Inhalte im Internet gratis abgegeben haben.
Es war ein historischer Geburtsfehler, die Inhalte im Internet zu verschenken. Es ist, wie wenn der Bretzelkönig auf Bahnhöfen seine Backwaren verschenkt hätte – in der Hoffnung, dass die Konsumenten dereinst dafür zahlen. Diesen Fehler müssen wir jetzt korrigieren.
Indem Sie die Internetnutzer dazu bringen wollen, dass sie für Inhalte bezahlen und eine Paywall, eine Bezahlschranke im Netz, hochziehen?
Paywall steht dafür, dass Inhalte im Journalismus künftig wieder einen Preis haben. In den USA haben bereits 62 Prozent der Zeitungen eine Zahlschranke im Internet. Die «New York Times» wird 2014 mehr digitale Abonnenten haben als Print-Abonnenten. Wer hätte das vor zwei Jahren gedacht?
Ab wann muss man beim «Blick» auf der Internetsite zahlen?
Wir werden beim «Blick» die Paywall spätestens im Herbst 2013 einführen.
Dann gibts auf Blick.ch nichts mehr gratis?
Doch, rund 80 Prozent der Inhalte sind dann immer noch gratis. Für die übrigen, exklusiveren Inhalte muss man zahlen.
Das funktioniert doch nicht.
Wir rechnen damit, dass in einer Anfangsphase rund zwei Prozent der Nutzer für die zusätzlichen Inhalte zahlen. Das ist wenig. Aber ein eminent wichtiger Schritt weg von der «Alles ist gratis»-Kultur.
Solange die Konsumenten bei Ihnen oder bei Konkurrenten Inhalte kostenlos erhalten, werden sie doch nicht zahlen?
Darum ist es wichtig, dass alle Schweizer Verlage so rasch wie möglich die Paywall umsetzen. Mit Tamedia, NZZ und Ringier werden alle grossen Verlage die Bezahlschranke im Internet einführen. Darum bin ich sicher, dass es klappt. Schritt für Schritt.
Allerdings glauben Sie selber gar nicht mehr daran, dass man mit Journalismus genug Geld verdienen kann. Denn unter Ihrer Leitung wird Ringier derzeit vom Medien- zum Unterhaltungskonzern umgebaut.
Erstens: Der Anteil des Umsatzes von Entertainment bei Ringier Schweiz beträgt knapp 15 Prozent. Wir sind also kein Unterhaltungskonzern. Aber es ist richtig, dass wir digitale Geschäfte wie Jobs.ch oder die Scout24-Gruppe schnell vorantreiben und im Sinne der Diversifikation in den Unterhaltungsbereich mit der Konzertagentur Good News, Ticketcorner, der Energy-Gruppe oder Ringier-Infront investieren.
Wenn Sie auf Unterhaltung und digitales Geschäft setzen, bedeutet dies dennoch, dass Sie am wirtschaftlichen Erfolg von «Blick» & Co. zweifeln.
Wir werden weniger verdienen mit Printmedien und Druckereien, so viel steht fest. Darum diversifizieren wir inhaltlich, aber auch geografisch, das wird oft vergessen. Ringier ist stark in Osteuropa und in Asien – neu auch in Kenia, Nigeria und Ghana in Zentralafrika. Das Unterhaltungsgeschäft ist eine gute Ergänzung.
Damit gefährden Sie die journalistische Glaubwürdigkeit von Ringier. Ihre Firmen managen Sportler wie Fabian Cancellara, Schauspieler wie Stefan Gubser und auch Musiker. Dann veranstalten hauseigene Firmen mit den Stars grosse Events, Sie verkaufen Tickets, und der «Blick» berichtet vor- und nachher wohlwollend über die Veranstaltung.
Ich verstehe die Frage. Erstens: Die Sportler sind bei einer Tochterfirma, weit weg vom Verlag. Zweitens: Unsere Chefredaktoren lassen sich nicht vorschreiben, wie über Stars und Veranstaltungen berichtet wird. Die Redaktionen sind unabhängig.
Das glauben Sie doch selbst nicht. Nur schon das Wissen, dass konzerneigene Firmen einen Star betreuen, führt doch dazu, dass er weniger aggressiv behandelt wird.
Chefredaktoren erleben Druckversuche tagtäglich. Sie doch auch, Herr Spieler. Gefällt einem Anzeigenkunden, einem Fussball-Präsidenten oder einem Politiker Ihre Berichterstattung nicht, meldet er sich bei Ihnen. Mal netter, mal fordernder. Diesen Druck müssen Chefredaktoren aushalten. Das war immer so.
Nehmen wir ein Beispiel: Wäre Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld nicht bei Ringier unter Vertrag, würde der «Blick» doch viel härter mit ihm umgehen.
Sie beleidigen die Journalisten der «Blick»-Gruppe.
Ein anderes Beispiel: Ihre Tochterfirma Infront-Ringier sucht Sponsoren für die Schweizer Olympia-Kandidatur 2022 in Davos/St. Moritz. Ihre Medien berichten auffallend positiv über dieses Projekt.
Der «SonntagsBlick» hat kürzlich eine Story publiziert, bei der die Gegner der Kandidatur gross und detailliert zu Wort kamen. Es gibt in der Berichterstattung keinen Unterschied, ob eine Firma von uns Sponsoren sucht oder nicht. Dennoch werden wir die Olympiakandidatur publizistisch unterstützen, da wir einen positiven Impuls für die Schweiz sehen.
Interessant ist, dass der Axel- Springer-Konzern, mit dem Sie im Osteuropageschäft eng zusammenarbeiten, eine Vermischung von Journalismus und Unterhaltungsgeschäften gerade aus publizistischen Gründen strikt ablehnt.
Dafür verkaufen sie Bild-Handys und vieles mehr (lacht). Jedes Medienunternehmen geht seinen Weg. In den grossen Linien verfolgen wir eine ähnliche Strategie wie Axel Springer. Darum läuft unsere Zusammenarbeit ausgezeichnet. Axel Springer und Ringier haben eine ähnliche DNA.
Eine ähnliche DNA: Dann könnte das gemeinsame Ostgeschäft so etwas wie eine Verlobung von Ringier und Axel Springer gewesen sein. Wann folgt die Hochzeit, sprich die Fusion der beiden Konzerne?
Das ist absolut kein Thema. Ringier bleibt unabhängig.
Immerhin gab es Gespräche zwischen Ringier und Axel Springer.
Ringier bietet keine Hand für einen Zusammenschluss. Den Beweis liefern unsere Zahlen: Ringier hat in den vergangenen vier bis fünf Jahren 1,15 Milliarden Franken investiert. Hätten wir das getan, wenn wir beabsichtigen würden, die Unabhängigkeit aufzugeben? Wir arbeiten gerne und gut mit Axel Springer zusammen. Eine Fusion oder Übernahme kommt nicht infrage.
Und ein Börsengang Ringiers?
Auch nicht.
Sie sprechen sich entschieden gegen eine Fusion mit Axel Springer aus. Unvorstellbar für Sie, dass der «Blick» einem deutschen Konzern gehört?
Es wäre nicht gut für den «Blick», wenn er nicht mehr in Schweizer Besitz wäre. Der «Blick» ist eine Schweizer Institution.
Weil in der Schweiz die Auswahl von Topleuten, die guten Boulevard machen können, geringer ist als in Deutschland.
Herr Witzmann teilte mir mit, dass er sich neu orientieren möchte. Zurzeit geniesst er ausgedehnte Ferien auf Mallorca.
Sie waren mit seinen Leistungen nicht zufrieden?
Er ging freiwillig.
Wer wird sein Nachfolger?
Das ist vorderhand offen. Bis auf weiteres führt Rolf Cavalli die Zeitung, ein sehr erfahrener Mann.
Sie warten auf eine definitive Nachfolgeregelung, weil auch «Blick»-Chefredaktor Ralph Grosse-Bley auf dem Absprung ist. Im «Blick»-Newsroom heisst es, dass er höchstens bis zum Frühling Chef bleibe.
Davon weiss ich nichts. Herr Grosse-Bley hat in den vergangenen vier Jahren den «Blick» zurück zum Kern der Marke geführt. Das war seine Aufgabe. Und damit sind wir zufrieden.
Die deutschen Chefredaktoren brachten viel Handwerk mit. Aber es ist selbstredend so, dass es für einen aus Deutschland stammenden Journalisten nicht immer einfach ist, alle Helvetismen, politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und alle Menschen hier zu kennen und alles richtig einordnen zu können. Aber dafür hat er ja ein grosses Team.
Der «Blick» ist nur eine von vielen Baustellen. Von Ihnen erwartet man nichts Geringeres als die digitale Transformation des gesamten Medienunter-nehmens. Wie weit sind Sie damit?
Wir haben in hohem Tempo viel erreicht. Wir erwirtschaften immerhin schon 26 Prozent des Umsatzes mit digitalen Aktivitäten auf Gruppenebene. Nach dieser Phase mit vielen Zukäufen kommt 2013 eine Zeit der Konsolidierung.
Im Klartext: Sie planen Sparmassnahmen?
Nein. Nun ist operative Exzellenz von allen gefordert. Was wir eingekauft und aufgebaut haben, muss umgesetzt werden. Der Druck auf jeden Einzelnen steigt. Jeder muss noch mehr wollen und leisten.
Mehr leisten wollten Sie im Fernsehbereich. Da hatten Sie einen grossen Einstieg angekündigt. Passiert ist das aber nicht. Im Gegenteil: Sie haben sich aus Presse-TV und Teleclub zurückgezogen.
Wir haben nie einen «grossen Einstieg» angekündigt. Wir haben aber weiterhin TV-Pläne.
Planen Sie einen eigenen TV-Sender?
Ringier möchte im TV-Geschäft bleiben. Wir lancieren nun Energy-TV. Energy ist eine wunderbare Marke, mit der wir beim Radio und mit Konzerten ein junges, attraktives Publikum ansprechen. Darum starten wir mit Energy-TV einen neuen Fernsehsender in der Schweiz.
Also einen Musik-TV-Sender?
Vereinfacht gesagt: einen interaktiven Musiksender mit den besten Hits für ein junges, urbanes Publikum. Zudem integrieren wir die verschiedenen anderen Kanäle und natürlich die vielen Events von Energy.
Wer finanziert Energy-TV?
Träger des Senders ist die Energy Schweiz AG, an der wir 65 Prozent halten. 35 Prozent gehören der Energy-Gruppe in Paris. Wie viel wir investieren, geben wir nicht bekannt.
Wie wollen Sie den neuen Sender verbreiten?
Wir haben uns für eine Partnerschaft mit Swisscom und eine exklusive Verbreitung über Swisscom TV entschieden. Das Startdatum ist noch offen. Wir werden aber früh im neuen Jahr starten.
Dann fehlt Ihnen aber das breite Cablecom-Netz?
Wir sprechen auf diesem Weg von rund 750 000 Haushalten in der Schweiz. Das ist ein guter Start. Ein neuer TV-Sender muss «wie ein Banküberfall» geplant werden. Es ist ein erster Schritt von Ringier Richtung Fernsehen.
Haben Sie auch mit der SRG über einen gemeinsamen Kanal gesprochen?
Die Zeitung «Sonntag» hat hier massiv übertrieben. Korrekt ist, dass es ein allererstes Meeting dazu gab. Dort wurde reflektiert, ob ein gemeinsames Projekt zwischen der SRG und Ringier Sinn machen könnte. Die SRG hat in ihrer neuen Strategie ja festgehalten, dass sie offen ist für Kooperationen mit Privaten.
Eigentlich liegen Sie sich mit der SRG in den Haaren, weil diese Ihnen und anderen privaten Medienhäusern im Internet Konkurrenz machen könnte.
Mit dem weisen Entscheid des Bundesrates, dass sich die SRG vorderhand im Internet zurückhalten muss, haben wir Zeit gewonnen.
Müssten Sie nicht eher gegen Google kämpfen? Der Suchdienst profitiert von journalistischen Inhalten, ohne zu zahlen.
Allerdings. Das dürfen wir nicht mehr so hinnehmen. Wir prüfen im Verband Schweizer Medien, wie wir gegen Google vorgehen wollen. Nach der SRG behandeln wir nun das zentrale Thema Piraterie im Internet.
Braucht es in der Schweiz ein Leistungsschutzrecht, um die geistigen Inhalte der Medienhäuser zu schützen?
Ich will dem Verband nicht vorgreifen, aber ich bin klar dafür. Die Zeitungs- und Zeitschriftenverlage müssen gegen die unlautere Ausbeutung ihrer geistigen Inhalte durch Suchmaschinen wie Google geschützt werden. Google verdient auf unsere Kosten viel Geld, ohne uns Medien auch nur einen Teil davon abzugeben. Wir können doch nicht zusehen, wie wir für viel Geld Inhalte produzieren und Aggregatoren diese von uns klauen. Google fördert indirekt das Zeitungssterben und schadet so unserer Demokratie.
Im Kampf gegen den Giganten Google ist selbst Ringier nur ein Zwerg. Was unternehmen Sie konkret?
Im Verband Schweizer Medien werden wir bereits nächste Woche das Thema Leistungsschutzrecht angehen. Was Suchmaschinenbetreiber und Aggregatoren im Netz machen, ist eine moderne Art des Diebstahls in digitaler Form. Medienunternehmen der ganzen Welt wehren sich vehement dagegen.
Kaum ein Schweizer ausser Ralph Büchi bei Axel Springer hat in den letzten Jahren in den Medien eine so steile Karriere gemacht wie Sie. Vom Profi-Tennisspieler sind Sie zum Journalisten, Chefredaktor, Manager und jetzt Ringier-Konzernchef aufgestiegen: Wie war das möglich?
Ich bin ein ehrgeiziger Mensch. Nicht aus falschem Ehrgeiz heraus. Eher im Sinne von pflichtbewusst. Was ich tue, möchte ich möglichst gut machen. Dann gehört wie immer Glück dazu. Und selbstverständlich Menschen, die Vertrauen in mich hatten.
Sie meinen Michael Ringier.
Michael Ringier und mich verbindet eine langjährige Freundschaft. Ich habe eine tiefe Sympathie für ihn und seine Familie, gepaart mit Wertschätzung. Er ist eine der grosszügigsten und weitsichtigsten Persönlichkeiten, die ich kennen lernen durfte.
Ärgert es Sie, wenn gesagt wird, Sie hätten Karriere gemacht, weil Sie mit Michael Ringier seit Jahren Tennis spielen?
Zuletzt Tennis gespielt haben wir vor drei Jahren. Früher, als ich Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und des «SonntagsBlicks» war, hatte es mich geärgert, ja. Inzwischen nicht mehr. Auf der obersten Position eines Unternehmens ist die Luft dünn. Es zählen nur die Resultate.
Sind ehemalige Journalisten gute Chefs?
Journalisten sind gute Chefs, weil sie vielseitig sind, versiert, und das Metier von innen heraus kennen. Auch bei Axel Springer, einem der erfolgreichsten Medienkonzerne, sind mit Mathias Döpfner und Ralph Büchi zwei Ex-Journalisten im Vorstand.
Welche Rolle spielte bei Ihrem Aufstieg die graue Eminenz Frank A. Meyer?
Frank ist jemand, der mich oft fordert, ärgert, provoziert, aber immer auch begeistert. Wer ihn kennt, weiss, dass er kein Mittagessen, kein Abendessen, kein Telefonat macht, ohne nicht das Gegenüber für sich und seine Ideen und Überzeugungen gewinnen zu wollen. Das tut er weiterhin. Auch bei mir. Das ist gut so.
Sie führen Ringier in die digitale Zukunft: Warum haben Sie keinen Facebook-Account?
Ich habe weder Lust noch Zeit, einen Facebook-Account zu bewirtschaften. Immerhin bin ich Follower auf Twitter. Zum Beispiel von Starökonom Nouriel Roubini. Facebook brauche ich nicht, zumal ich mein Privatleben nicht öffentlich machen will.
Das sagt der Ex-Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten». Wie nutzt Ihre vierjährige Tochter digitale Medien?
Meine Tochter darf das iPad meiner Frau benutzen. Dort drauf hat es etwa 55 Kinder-Applikationen. Da kann sie Memory spielen, Lieder hören oder auf einem virtuellen Bauernhof spielen. Von diesen 55 sind etwa die Hälfte bezahlte Applikationen. Wenn Eltern für solch einfachste Apps bereit sind, zu zahlen, dann wird auch die Bereitschaft da sein, für guten Journalismus im Netz zu bezahlen. Inhalte der SonntagsZeitung oder der NZZ oder des «Blicks» sollten mit Sicherheit so viel wert sein wie ein lustiges Samichlausliedli auf einer Kinder-App.