02.11.18

Der «Beobachter Prix Courage» 2018 geht an Natalie Urwyler aus Brig

Natalie Urwyler aus Brig (VS) wird mit dem «Beobachter Prix Courage» 2018 ausgezeichnet. Der 44-jährigen Anästhesieärztin des Berner Inselspitals wurde im Juni 2014 nach der Geburt ihrer Tochter gekündigt. Sie wehrte sich dagegen und gewann vor dem Berner Obergericht – als erste Frau mit einer Klage wegen Verletzung des Gleichstellungsgesetzes gegen einen Konzern. Der mit 15’000 Franken dotierte Preis wurde ihr am Freitagabend in Zürich in feierlichem Rahmen von der ehemaligen Aargauer Regierungsrätin und neuen Jury-Präsidentin Susanne Hochuli überreicht. Zum zweiten Mal wurde dieses Jahr auch der mit 10’000 Franken dotierte «Beobachter Prix Courage Lifetime Award» verliehen: Die Beobachter-Redaktion zeichnet damit Hannes Schmid für sein Engagement mit dem Entwicklungshilfe-Projekt «Smiling Gecko» in Kambodscha aus. 

Natalie Urwyler ist Ärztin und Mutter. Eine Frau. Kein Arzt, kein Mann, kein Papi. Genau das – ihr Geschlecht – wird ihr zum Verhängnis. «Ich verlor alles: Job, Karriere, Renommee», sagt die 44-Jährige. Urwyler arbeitete 11 Jahre lang an der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Inselspital Bern. Sie forschte im Ausland und holte Forschungsgelder für die Uniklinik. Sie war eine Nachwuchshoffnung, eine angehende Professorin. Nach der Geburt ihrer Tochter kam es zum Bruch. Im Juni 2014 wurde ihr gekündigt «aufgrund eines komplett zerrüttenden Vertrauensverhältnisses». Die Ärztin hatte wiederholt den ungenügenden Schutz von Schwangeren am Inselspital kritisiert, lange, bevor sie selber Mutter wurde. Sie wehrte sich gegen die Benachteiligung von Frauen, forderte einen besseren Mutterschutz. Nach der Kündigung machte Urwyler vor Gericht eine systematische Diskriminierung geltend und zwei Instanzen gaben ihr vollumfänglich recht.

Die Wahl des «Beobachter Prix Courage» erfolgte durch das Publikum via Online-, Telefon- und SMS-Voting und durch die siebenköpfige Jury. Die Stimmen des Publikums und jene der Jury werden zu je 50 Prozent gewichtet. Die Jury tagte am 23. Oktober. Sie vergibt ihre Punkte ohne Wissen des Publikumsvotings. Nach dem Voting der Jury und jenem der Leserschaft stand Natalie Urwyler als Gewinnerin fest. Nur Tage später hat das Thema mit der Lohnstudie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zusätzlich an Fahrt gewonnen.

Die ehemalige Aargauer Regierungsrätin und Jury-Präsidentin Susanne Hochuli würdigte die Gewinnerin in ihrer Laudatio: «Mit Zivilcourage kämpfte Natalie Urwyler jahrelang für die Gleichstellung der Frauen in den Spitälern. Ihr war bewusst, dass ihre Hartnäckigkeit zu mehr Feinden als Freunden führen würde; im ärztlichen Kader des Inselspitals sind 90 Prozent Männer beschäftigt, es geht hierarchisch zu und her, viele Chefärzte halten sich noch immer für Übermenschen – und benehmen sich auch so.» Hochuli betonte den Mut, die Zivilcourage und die Beherztheit von Natalie Urwyler. «Sie liess sich nicht beirren, blieb standhaft und setzte sich für die Sache und ihre Werte ein. Für diesen langen, harten und beherzten Kampf zugunsten aller Frauen ist der Prix Courage 2018 das Dankeschön von uns allen.»

«Beobachter Prix Courage Lifetime Award» für Hannes Schmid

Der mit 10’000 Franken dotierte «Beobachter Prix Courage Lifetime Award» wurde dieses Jahr Hannes Schmid verliehen. Er gilt als einer der bedeutendsten Fotokünstler der Schweiz und hat vor bald sieben Jahren das Hilfsprojekt «Smiling Gecko» in Kambodscha gegründet. Andres Büchi, Chefredaktor Beobachter, während seiner Laudatio: «In einem Alter, in dem sich andere zur Ruhe setzen, startete er noch einmal völlig neu. Er gründete das Hilfsprojekt Smiling Gecko in Kambodscha und kaufte ein riesiges Stück Land. Und er hatte die Vision, es in ein blühendes Arkadien zu verwandeln, um Menschen aus den Slums von Phnom Penh eine Chance und dem Land ein Vorbild für die Zukunft zu geben. Dank seiner Überzeugung, seiner unbändigen Tatkraft und seinen Macherqualitäten hat Schmid mehr erreicht als viele teure staatliche Hilfsprojekte zusammen. Eine solch herkulische Aufgabe anzupacken erfordert Initiative, Kraft, Leidenschaft und Mut.» 

Die Fotos der Kandidatinnen und Kandidaten finden Sie unter www.beobachter.ch/bilder. Hier sind ab ca. 20.00 Uhr auch Fotos des Anlasses aufgeschaltet. Die Portraits der Kandidatinnen und Kandidaten sowie die Laudationes finden Sie unter www.beobachter.ch/medien.


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