65 Pharmaunternehmen bezahlten letztes Jahr gesamthaft 221 Millionen Franken an Ärztinnen und Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und andere Institutionen der Gesundheitsbranche (Vorjahr: 196 Mio. Fr.). Am spendabelsten ist derzeit Novartis mit 31 Millionen Franken, gefolgt von Roche (21,9 Mio. Fr.) und Pfizer (20 Mio. Fr.). Dies zeigt eine Auswertung durch das Ringier Axel Springer Research Network. An der Datenauswertung beteiligten sich Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «SonntagsBlick».

Ein Rückblick zeigt: Jedes Jahr lässt sich die Pharmaindustrie den Zugang zu medizinischen Fachpersonen und Spitälern mehr kosten. 2015 bezahlten alle Firmen gesamthaft 141 Millionen Franken, dieser Betrag ist nun auf 221 Millionen gestiegen. Über die letzten acht Jahre summieren sich diese Zuwendungen an Ärzte und Spitäler auf astronomische 1,4 Milliarden Franken.
Pharmaunternehmen bezahlen Ärztinnen und Ärzten beispielsweise Kongressgebühren, Übernachtungsspesen, Beratungshonorare oder sie sponsern Fortbildungsveranstaltungen von Ärztenetzwerken, Spitälern und Qualitätszirkeln. Zudem bezahlen Pharmafirmen Spitäler für klinische Forschungsprojekte. Seit 2015 legen die Pharmaunternehmen aufgrund einer brancheninternen Transparenzregelung diese Zahlen offen (Pharma-Kooperations-Kodex).
Die Zahl der Ärzte, die sich von Pharmaunternehmen Kongressgebühren, Spesen und Beratungshonorare bezahlen lassen, ist im letzten Jahr von 3289 auf 3698 Personen gestiegen, nachdem sie in den Vorjahren gesunken war. 2015 waren es noch 4131 Ärztinnen und Ärzte, die sich von der Pharmaindustrie Kongressgebühren und Spesen auszahlen liessen oder sogar auf deren Lohnliste standen (Beratungsaufträge, Referentenhonorare).
Wie setzen sich die 221 Millionen Franken zusammen, die letztes Jahr von der Pharma ins Gesundheitswesen flossen? 7,5 Millionen Franken, also rund eine Million mehr als im Vorjahr, zahlten die Firmen direkt an Ärztinnen und Ärzte (plus 15 Prozent).
Die Sponsorengelder, die von Pharmaunternehmen an Spitäler, Ärztenetzwerke, Patientenorganisationen, Fachgesellschaften und weitere Institutionen des Gesundheitswesens fliessen, summierten sich auf 124 Millionen (Vorjahr 106 Mio. Fr.).
Unter dem Begriff «Forschung und Entwicklung» finanzieren Pharmaunternehmen Spitälern 89,7 Millionen Franken (Vorjahr: 82,4 Mio. Fr.) für klinische Forschungsprojekte. Welches Spital profitiert, ist nicht bekannt, begründet wird diese Intransparenz mit dem Forschungsgeheimnis. Das heisst: Über den grössten Teil der Gelder, die zu Spitälern fliessen, herrscht nach wie vor Stillschweigen.
Pharmagelder.ch ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network, die Analyse erfolgte durch Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick». Die Unternehmen erschweren die Transparenz, indem sie ihre Informationen nur einzeln veröffentlichen. «Es lässt aufhorchen, dass wieder mehr Sponsorengelder von der Pharma an Ärzte fliessen. Und dass Gelder an Spitäler unter dem Deckmantel des Forschungsgeheimnisses nicht transparent gemacht werden müssen, ist ein Skandal», sagt Dominique Strebel, Chefredaktor des Beobachters.
PDF-Download:
Auflistung der Top-10-Empfänger-Fachpersonen sowie der Top-10-Empfänger-Organisationen, aufgegliedert nach Kantonen.
Weitere Informationen:
Artikel vom Beobachter 19/23 – Pharmagelder
Kontakt für Rückfragen:
Otto Hostettler, Redaktor Beobachter, [email protected], 076 436 77 59
Hinweis für Medienschaffende:
Quelle: Pharmagelder.ch
Die Daten stammen von 65 Pharmafirmen, sie legen gemäss Pharma-Kooperations-Kodex seit 2015 geldwerte Leistungen an Ärztinnen, Ärzte und andere Fachpersonen sowie an Spitäler und Institutionen der Gesundheitsbranche offen.
Pharmagelder.ch ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network, beteiligt sind Beobachter, «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick».
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