Warum machen wir uns selbst immer mehr zum Affen? Laut Chris Dercon, Direktor des Londoner Tate-Museums und Monopol-Kolumnist, ist das «Oversharing» absichtlich kläglicher Selbstporträts im Netz Ausdruck eines fundamentalen Wandels der Ästhetik: Wir lernen, uns über uns selbst lustig zu machen, weil wir uns als Gescheiterte verstehen, weil, so Dercon in seiner neuen Kolumne, «niemand imstande ist, das Leben zu leben, das er sich vorzustellen vermag». Und wenn jedermann leidend ist, so Dercon, bleibt die Schönheit als althergebrachte Kategorie der Kunst auf der Strecke: Sie gerät in Kitschverdacht.
Ausserdem in der Septemberausgabe von Monopol: Das grosse Interview mit Performance-Altmeister Paul McCarthy, in dessen Werk die Groteske schon immer eine grosse Rolle spielt. McCarthy, der im September an der vieldiskutierten Berliner Volksbühne inszeniert, sagt zur Diskussion um den Wandel des Hauses und der Ernennung Chris Dercons zum neuen Intendanten: «Alle dort sind ziemlich ausser sich und aufgeregt. Es gibt so eine Wahrnehmung der Kunstwelt als Ausverkauf von allem. Als ob alles ein Preisschild hätte. Ich mache mir Sorgen um die Volksbühne, es ist ein grossartiger Ort, und ich frage mich, was wohl aus ihm werden wird. Aber ich mag auch Chris und bin nicht sicher, was das alles bedeutet.»
Und dazu in der neuen Monopol-Ausgabe: Ein sechzig Seiten starkes Sonderheft zur «Berlin Art Week», ein Porträt von Marcel Broodthaers, exklusive Aufnahmen aus dem Wohnhaus von Hanne Darboven sowie ein Essay von Niklas Maak über fahrerlose Autos, die so genannten «smart cars».
Das neue Monopol – ab 20. August im Verkauf.
Ringier AG, Corporate Communications
19.08.15
Wir sind ja so grotesk!
Chris Dercon: Das «professionell Lächerliche» erobert das Internet.