Die Schweizer Ärztinnen und Ärzte erhielten von der Pharmaindustrie letztes Jahr deutlich weniger Geld. Während diese im Vorjahr (2019) für Kongressgebühren, Beratungshonorare und Spesen insgesamt 11,4 Millionen Franken erhielten, waren es im Jahr 2020 lediglich sechs Millionen Franken. Der Rückgang der Zahlungen dürfte mit der Tatsache zusammenhängen, dass 2020 aufgrund der Covid-19-Situation wesentlich weniger Ärztekongresse und Weiterbildungen durchgeführt wurden.
Die Spitäler und weiteren Organisationen im Gesundheitswesen erhielten ebenfalls weniger finanzielle Zuwendung: Mit 93,4 Millionen Franken liegen die Zahlungen 13 Millionen Franken unter dem Vorjahr. Bei diesen Geldern handelt es sich meist um das Sponsoring von Spitälern, Fachgesellschaften und anderen Organisationen im Gesundheitsbereich wie zum Beispiel lokale Ärztenetzwerke. Der Rückgang dieser Zahlungen dürfte ebenfalls mit der Corona-Situation und den damit beschränkt stattfindenden Weiterbildungen zusammenhängen.
Stark gewachsen sind im Gegensatz dazu die Gelder, welche die Pharmaindustrie im letzten Jahr an Spitäler für deren klinische Forschung überwies: insgesamt 82,7 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es lediglich 68,9 Millionen Franken – dieser Anstieg ergibt sich vermutlich aus vermehrten Forschungsprojekten im Zusammenhang mit Covid-19. Damit beläuft sich das Gesamttotal der Gelder, die von der Pharmaindustrie im Jahr 2020 an Ärzte, Spitäler, Fachgesellschaften, Patientengruppen und andere Organisationen im Gesundheitswesen überwiesen wurden, auf rund 182 Millionen Franken. Dieser Betrag liegt leicht unter dem Rekordbetrag des Vorjahres von 187,1 Millionen Franken.
Die fünf Pharmaunternehmen mit den höchsten Ausgaben sind:
- Novartis 29,3 Millionen Franken
- Roche 26,6.Millionen Franken
- Pfizer 19,3 Millionen Franken
- Astra Zeneca 11,5 Millionen Franken
- Bayer 8,3 Millionen Franken
Der Beobachter wertet die Daten von insgesamt 60 Pharmaunternehmen in der Schweiz seit 2016 detailliert aus; seit 2019 in Kooperation mit den anderen Schweizer Mitgliedern des Ringier Axel Springer Research Network – Handelszeitung und Blick. Ziel ist die Schaffung von Transparenz im für die Gesellschaft zentralen Gesundheitsbereich, denn: Die Pharmaunternehmen veröffentlichen ihre Angaben alle auf eigenen, separaten Datenblättern. «Kein Mensch schaut auf 60 verschiedenen Firmenwebseiten nach, ob und wie viel Geld sein Hausarzt oder seine Hausärztin erhalten hat», sagt Dominique Strebel, Chefredaktor des Beobachter. «Dabei sind diese Zahlen eigentlich öffentlich. Mit der detaillierten Aufbereitung durch das ‹Ringier Axel Springer Research Network› schaffen wir hier Transparenz und machen die Zahlen auf pharmagelder.ch für alle einfach zugänglich.»
Die Pharmabranche hat sich 2015 selbstregulatorisch dazu verpflichtet, ihre finanziellen Leistungen an Personal, Organisationen und Institutionen des Gesundheitssektors offenzulegen. Seit diesem Zeitpunkt sind in der Schweiz insgesamt mehr als eine Milliarde Franken geflossen. Mit diesem Geld laden die Unternehmen zu Kongressen ein, bezahlen Beraterhonorare, kommen für Reisen, Übernachtungen oder Essen auf. Manche Gelder fliessen als Spenden an Spitäler und Vereine oder als Sponsorings an Apotheken – mit anderen werden Honorare für Vorträge bezahlt.
«Pharmagelder Schweiz» ist ein Projekt des Ringier Axel Springer Research Network. In dem internationalen Netzwerk arbeiten Journalistinnen und Journalisten verschiedener Medien bei transnationalen, datengetriebenen oder investigativen Recherchen zusammen. Ihm gehören folgende Medien an: Welt und Bild (Deutschland), Politico (Belgien), Pulse (Nigeria), Onet (Polen), Business Insider (Vereinigtes Königreich), Aktuality.sk (Slowakei), Libertatea (Rumänien), Blic (Serbien), Blikk (Ungarn) sowie Beobachter, Blick und Handelszeitung (Schweiz).
Link: www.pharmagelder.ch
Corporate Communications
+41 44 259 64 44
[email protected]
www.ringier.com
Ringier AG
Dufourstrasse 23
8008 Zürich
Schweiz